Frist	Standorte	Status	Vorbestellungen	Mediengruppe	Interessenkreis	Zweigstelle
Frist:	Standorte: Zba LEON	Status: Verfügbar	Vorbestellungen: 0	Mediengruppe: Belletristik	Interessenkreis:	Zweigstelle: Magazin

Trauer muss Elettra tragen

Es ist schon ein richtiges kleines Jubiläum -- Commissario Brunettis zehnter Fall. Und der hat es in sich: Die Muschelfischer Giulio und Sohn Marco werden umgebracht und samt ihrem Schiff in Brand gesetzt. Tatort: ein kleines Fischerdörfchen vor den Toren Venedigs, dort, wo man zusammenhält, "anscheinend alle ein Schweigegelübde abgelegt" haben. Eine harte Nuss für Brunetti und sein Team.

Ermittlungen, Aufklärung, Polizistenalltag. Und doch, trotz aller Spannung, die sanft, fast unmerklich zunimmt, sind es die pastellfarbenen Stimmungsbilder, die dominieren. Schön muss es dort sein, in der venezianischen Lagune, selbst wenn so barbarische Verbrechen geschehen. Kurze Abstecher in die Historie, Ausflüge zu kriminalistischer Recherche rund um die Lagunenstadt und Augenblicke voller überzeugendem Lokalkolorit betten das Handlungsgeschehen immer wieder atmosphärisch ein.

 

Und es sind die liebevoll-kritischen Porträts der Bewohner jenes kleinen Ortes. So viele ausgemachte Schlitzohre, deren "Charakter von der Grausamkeit der See" geformt war. "Hyänen sind sie. Oder Geier", heißt es über sie. Ist es nur die wirtschaftliche Lage, die sie dazu macht? "Es gibt hier zu viele Fischer und zuwenig Fisch". Eine Tatsache mit mörderischen Konsequenzen.

 

Gut 320 Seiten, eine runde, realistische Story, die aus einer Polizeimeldung einer aktuellen italienischen Tageszeitung stammen könnte. Donna Leons Sprache ist so gutmütig, unaufdringlich und alles andere als auf schnelle Effekte aus. Eben so ganz wie die Ermittlungsmethoden ihres eigenwilligen Commissarios. Und der, ob er nun will oder nicht, befindet sich literarisch auf steilem Karrieretrip -- ein Umstand, den er beruflich weiträumig zu umgehen versucht. "Kommandogewalt war das Letzte, was er anstrebte." --Barbara Wegmann

 

Kurzbeschreibung

Zu nachtschlafender Stunde erschüttert ein riesiger Knall das Fischerdorf Pellestrina auf dem schmalen Landstreifen, der die venezianische Lagune von der Adria trennt: Zu Tode kommen zwei Muschelfischer, Giulio Bottin und sein Sohn Marco, die jeder im Dorf kennt, doch über die niemand gerne spricht. Außerhalb seiner vertrauten Gassen und ohne seine venezianischen Connections fühlt Brunetti sich, als wären ihm die Hände gebunden. Bis Signora Elettra in den Fall... Lesen Sie mehr

 

 

Neunmal ist Commissario Guido Brunetti nun schon ausgerückt und hat im Gewirr der Gassen und Kanäle von Venedig zwischen Markusplatz und Lido Mörder, Wucherer und Strauchdiebe gejagt. Und immer wieder hat seine Schöpferin, die US-Autorin Donna Leon, es geschafft, etwas von der unvergleichlichen Atmosphäre der Stadt in ihren Krimis einzufangen.

 

In ihrem Buch "Das Gesetz der Lagune", dem zehnten Fall, schickt Ms. Leon den Kriminalisten mit den strengen Prinzipien und dem guten Herzen nun weit vor die Tore der Stadt. Auf einer langen, schmalen Insel weit draußen in der Lagune, auf Pellestrina, wohnen die letzten Fischer der Gegend. Eines Nachts explodiert eines ihrer Boote im Hafen. An Bord sind der Eigentümer und sein Sohn. Beide wurden, so stellt sich schnell heraus, ermordet, bevor der Täter das Boot in Brand setzte.

 

Brunetti stößt bei seinen Ermittlungen auf den passiven Widerstand der Einheimischen. Obwohl der ermordete Fischer ein höchst unbeliebter Patron war, kommt keiner seiner Kollegen ins Plaudern. Da bietet sich Signorina Elettra, die ebenso hübsche wie gewiefte Sekretärin von Brunettis Chef, leichtfertig an, ihren Urlaub auf der Fischer-Insel zu verbringen und die Einwohner auszuhorchen. Ein Fehler. Die junge Frau findet zwar bald einen attraktiven Liebhaber, muss aber dennoch um ihr Leben fürchten.

 

Noch nie zuvor hat Donna Leon so viel an äußeren Gefahren aufgeboten, um einem Buch Spannung und Drive zu verschaffen. Leider steht der erzählerische Aufwand in einem ungünstigen Verhältnis zum kriminologischen Kern der Handlung. Die ist ­ vom aktionistischen Brimboriom befreit ­ denn doch recht dürftig.

 

Eingefleischte Brunetti-Fans werden aber auch an diesem Buch ihre Freude haben. Denn ihr verehrter Held ist halt unverbesserlich ­ als Sympathieträger